Redensarten gehören zu den feststehenden sprachlichen Wendungen (Phraseologismen). Meistens sind es bildhafte (Metapher) Ausdrücke.
Redensarten sind keine Sätze (sondern prädikative Wortgruppen) und stehen nicht für sich allein. Es fehlt ihnen mindestens das Subjekt, wie z. B. bei der Wendung „mit dem Zaunpfahl winken“. In Sammlungen werden sie stets in Infinitivform aufgeführt, z. B. „im Trüben fischen“. Bei der Ergänzung des Subjekts werden sie entsprechend gebeugt, z. B. „Er fischt im Trüben“.
- Bei jemandem einen Stein im Brett haben
Die Redewendung ist schon ziemlich alt. Einen ersten Beleg findet man in Johannes Agricolas "Sprichwörtersammlung" von 1529. "Ich hab eyn guten steyn im Brette". Ursprung der Redensart ist ein Brettspiel: das "Puffspiel" oder auch "Tricktrack".
Im Spiel hat derjenige einen guten Stein im Brett, der zwei nebeneinander liegende Felder mit seinen Steinen belegt hält, da er dem Mitspieler das Gewinnen erschwert. Ein guter Freund, der einem zur Seite steht wird metaphorisch "als guter Stein im Brett" bezeichnet. - Verdammt und zugenäht
Verdammt und zugenäht ist eine Steigerung des einfachen Fluches verdammt, verflucht, verflixt etc. Die Erweiterung stammt aus dem Schluss eines Studentenliedes: " da hab ich meinen Hosenlatz verflucht und zugenäht"
Eine andere Deutung ist, dass der Ausruf "Verflucht und zugenäht!" dann gebraucht wurde, wenn beim studentischen Fechten einer der Paukanten einen schweren Schmiss erhielt, der sofort genäht werden musste. - Ach du grüne Neune!
Da gibt es eine halbwegs wahrscheinliche Deutung: Das Berliner Vergnügungslokal "Coventgarden" in der Blumenstraße 9, hatte einen Eingang am "Grünen Weg". Nach 1852 wurde das Lokal ein billiges Tanzcafé, in dem es ständig zu Handgreiflichkeiten kam. "Die grüne Neune" wurde also eine volkstümliche Benennung des berüchtigten Lokals. - Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben
Das hat Gorbatschow so nicht gesagt. Im russischen Original heißt es bei wörtlicher Übersetzung, dass es "gefährlich für denjenigen wird, der nicht auf das Leben reagiert". - Bis in die Puppen
Großer Stern in Berlin (Tiergarten) - "Puppen" waren die Standbilder aus der antiken Götterwelt von Knobelsdorff. - Über Stock und Stein
Gemeindegrenzen waren "bestockt", Landesgrenzen "besteint". - Etwas aus dem "ff" beherrschen
Die Redewendung hat ihren Ursprung wahrscheinlich im Mittelalter, als Schreiber Zitate aus den Pandekten (einer Sammlung altrömischer Rechtsgrundsätze als Grundlage für das Corpus Juris) mit dem griechischen Buchstaben "Pi" kennzeichneten. Schreibt man das kleine "Pi" unsauber, indem man die vertikalen Striche über den horizontalen Balken hinauszieht, erscheint der Buchstabe wie ein "ff". Noch die Juristen des 16. Jahrhunderts zitierten die Pandekten mit "ff", aus dem "Effeff" schöpfte als oder Jurist sein Wissen; es war Quelle und Bürge gesicherten Wissens. - Hals- und Beinbruch
Ist nicht die Grußformel der Orthopäden, sondern stammt aus dem Hebräischen und lautet im Original: "hazlóche un bróche" (hazlachá = Glück; b'rache = Segen). - Jemandem etwas abknöpfen
Jemanden um Geld oder andere Wertgegenstände erleichtern. - Reiche Herren trugen früher häufig goldene oder silberne Knöpfe, manchmal auch Münzen oder Medaillen, an ihren Röcken. In Geberlaune schenkten sie gelegentlich solche Knöpfe dem Untergebenen, der seinem Herrn auf diese Weise wörtlich etwas abknöpfte. - Unter aller Kanone
Unter aller Kritik, unter jedem Niveau. - Hat mit Kanone nichts zu tun, sondern müsste "unter allem Kanon" heißen. Das Sprichwort geht zurück auf die Geschichte von einer deutschen Lateinschule, deren Schüler so schlecht waren, dass die Professoren eine Stufenleiter von fünf Zensuren, einen so genannten Kanon, einführten. Diese Neuerung scheint nicht viel genützt zu haben, denn die Arbeiten fielen weiterhin meist so schlecht aus, dass die Zensur lautete: "sub omni canoni" = unter allem Kanon, was die Schüler scherzhaft mit unter aller Kanone übersetzten. - Durch die Lappen gehen
Diese Redewendung bedeutet so viel, wie entwischen oder entkommen. - Die Redensart stammt aus der Jägersprache. Um das Wild am Ausbrechen aus dem Jagdrevier zu hindern, wurden bunte Zeuglappen zwischen den Bäumen aufgehängt, vor denen die Tiere zurückscheuten. Oft genug durchbrachen sie aber in Todesangst die Absperrung und "gingen so durch die Lappen". Seit dem 18. Jh. wird die Wendung auch auf Menschen angewandt. - Den Faden verlieren
Heißt so viel, wie nicht weiter wissen. Bezieht sich auf den Ariadne - Faden der griechischen Sage, das Garnknäuel, das Ariadne, die Tochter des Königs Minos von Kreta, dem geliebten Theseus gab, damit er aus dem Labyrinth wieder herausfände. Er durfte also nicht den Faden verlieren. - Schmiere stehen
Bedeutet bei Diebstahl oder anderen Vergehen aufpassen, dass die Täter nicht überrascht werden. – Kommt aus der Gaunersprache, dem hebräischen schemirah = Bewachung, Beaufsichtigung entlehnt. - Einen Zahn zulegen
Auf der Feuerstelle im Haus hing früher der Topf an einer Art Sägekamm. Wurde nun, der Topf einen Zahn nach unten gehängt, wurde das Essen schneller fertig. - Blau machen
Wollten Färber Stoffe mit Indigo färben, mussten sie eine Farbstofflösung mit einem bestimmten pH-Wert anrühren. Dieser pH-Wert wurde durch Anreichern der Färbelauge mit Urin erreicht. Um die erforderlichen Mengen an Urin zu erhalten, mussten bzw. durften die Färber große Mengen Alkohol trinken. Mit der Konsequenz, dass an diesen Tagen sonst nicht mehr viel lief. Es wurde eben "blau gemacht". - Ein blindes Huhn findet auch einmal ein Korn.
- Hunde die bellen, beißen n nicht.
- Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn der nur die Wahrheit spricht.
- Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
Eine phraseologische Konjunktion bzw. ein Idiom (von griechisch ἴδιος „eigen, eigentümlich“) ist ein semantisch unteilbarer Umsatz, dessen Bedeutung sich nicht aus der Summe der Bedeutungen seiner Bestandteile ableiten lässt, deren semantische Unabhängigkeit vollständig verloren gegangen ist. Zum Beispiel: „Sodom und Gomorra“ ( „Aufruhr, Lärm“). Bei der wörtlichen Übersetzung phraseologischer Konjunktionen kann ein Ausländer in der Regel deren allgemeine Bedeutung nicht verstehen: im Englischen "to show the white feather" - „der Feigheit bezichtigen“ (wörtlich - „die weiße Feder zeigen“, in England wurde die weiße Feder während des Krieges an Kriegsflüchtlinge vergeben), keines der Wörter deutet auf die Bedeutung des gesamten Satzes hin.
Oft sind die grammatikalischen Formen und Bedeutungen von Idiomen nicht durch die Normen und Realitäten der modernen Sprache bedingt, d. h. solche Kollokationen sind lexikalische und grammatikalische Archaismen. So spiegeln z. B. die Redewendungen „eine Trommel schlagen“ - „nichts tun“ (in der ursprünglichen Bedeutung - „einen Baumstamm in Rohlinge spalten, um hölzerne Haushaltsgegenstände zu bearbeiten“) und „nach dem Ärmel“ - „achtlos“ die Realitäten der Vergangenheit wider, die in der Gegenwart fehlen (in der Vergangenheit waren sie metaphorisch). Archaische grammatikalische Formen sind in den Kollokationen „von klein bis groß“ und „ohne zu zögern“ erhalten.