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Das Alte Ägypten unter der Herrschaft der Hyksos

Die Hyksos

Man nimmt eine vorderasiatische Unterwanderung des Ostdeltas als Voraussetzung zur Machtübernahme an. Einige Quellen aus späterer Zeit sprechen von einer gewaltsamen, mit Gräueltaten verbundenen Machtübernahme. Die Hyksos setzten sich zunächst, unter König Salitis, in Memphis fest und bauten dann ihre Hauptstadt Auaris im nordöstlichem Nildelta, die bis heute nicht genau lokalisiert wurde. Der geographische Einflussbereich der Hyksos war immer auf Unterägypten (die Region von Kairo bis zum Mittelmeer) beschränkt sowie auf die Sinai-Halbinsel und Süd-Palästina. Oberägypten bleibt unter der etablierten Herrschaft der Könige von Theben. Die Einteilung in Oberägypten und Unterägypten hat eine lange Tradition: die Vereinigung der beiden Königreiche erfolgte erstmals durch König (Pharao) Menes (1. Dynastie, um 3100 v. Chr.).

Die völkische Zugehörigkeit der Hyksos aus der Etymologie der Eigennamen wurde zum Teil semitisch und zum Teil hurritisch erklärt, wobei die westsemitische Komponente, besonders bei ihren Gefolgsleuten zweifelsfrei vorhanden ist.

Die Herkunft der Hyksos ist nach wie vor ungeklärt. Sie übernahmen die Pharaonische Titulatur und assimilierten sich fast vollständig. Einer ihrer Könige trug den ausschließlich auf Skarabäen aus Ägypten, Palästina und Nubien belegten Namen Jakob-her (J’qb-Hr); im Unterschied zu den gleichfalls belegten Namen Jkb'm(w) und Jk-B’l, sowie dem palästinensischen Ortsnamen Ja’qob`el.

In erster Linie verehrten die Hyksos den Gott Seth (auch Sutech). Etwa 400 Jahre nach Vertreibung der Hyksos kursierte ein Märchen, das die Ursache des Krieges gegen sie erklären will. Es enthält folgenden Bericht (aus Papyrus Sallier I.):
“Nun geschah es, dass Ägypten in den Besitz der Befleckten kam,... König Apophis aber machte den Sutech zu seinem Herrn und diente keinem anderen Gott, der im ganzen Lande war, außer Sutech " (Exkurs Götternamen).

Die Hyksos beherrschten Ägypten und wahrscheinlich auch weite Teile Palästinas (sie waren auch in Sichem ansässig) und Syriens in der Form eines Vasallenstaatensystems. Erst die Assyrer führten neue Formen der Unterdrückung ein – die Provinzen. Bis dahin wurde der Herrschaftsanspruch einer Großmacht häufig durch Tribute anerkannt. Ansonsten blieb den besiegten Staaten und Völkern ihre Verwaltung, Religion etc.

Die Hyksos unterhielten Handelsbeziehungen mit Syrien, Palästina, Zypern und besonderst mit dem Königreich Kusch (= Nubien, heutiger Sudan, teilweise auch Äthiopien). Ebenso versuchten sie die Medjai an sich zu binden oder durch eine Politik der Geschenke zu neutralisieren. Die Medjai waren Nomaden, stammten aus Nubien, siedelten aber auch im Niltal um das Gebiet von Memphis. Historiker streiten sich noch, aus welcher Region der alten Reiche die Medjai stammen: Lybien oder Nubien. Die Anfänge liegen im Söldnertum, wobei die Anzahl der Medjai nach und nach auf Armeestärke wuchs, und somit als "Infanterie" für die Pharaonen von Nutzen war. Sie gelten als Träger der Pangrave (Pfannengräber) Kultur. Sie waren Wüstenbewohner von ungewöhnlich robuster Natur mit stark endogamen Zügen, oft auch einer negriden Komponente und wurden von den Thebanern im Kampf gegen die Hyksos als Söldner eingesetzt. Zwischen den Kriegen übernahmen die Medjai auch andere Aufgaben als Aufseher oder Wächter – daraus entwickelte sich dann eine Art Wüstenpolizei die bis in die 20. Dynastie nachweisbar ist und die Wüsten in Nubien und Libyen kontrollierte. In dieser Funktion wurde sie auch im Tal der Könige angesiedelt, um dort den Grabräubern das Leben entsprechend schwer zu machen. Aus dieser Zeit stammt auch die Funktion als Leibwache des Herrschers.

Es gelang schließlich den Thebanern unter Kamose und Ahmose I. (etwa 1560 – 1537) die Hyksos zu vertreiben. Nach einer offenbar langjährigen Belagerung von Auaris fliehen die Hyksos, verfolgt von Ahmose I., nach Scharuhen, wahrscheinlich im südlichen Judäa, von wo sie nach 3-jähriger Belagerung schließlich auch vertrieben werden. Danach ward von ihnen nie wieder etwas vernommen.
Nach dem Kampf gegen die Hyksos wurde Theben neue Reichshauptstadt, und Ägypten entwickelte sich unter den nun folgenden Pharaonen der 18. Dynastie zu bis dahin unbekannter Größe, nicht ohne die wahrscheinlich von den Hyksos übernommen Streitwagen, deren Wagenführer zu einer Art Rittertum aufstiegen, in militärischen Auseinandersetzungen zu gebrauchen.

Nomaden im alten Ägypten und Palästina (Israel)

Medjai | Schasu

Ägypten stand schon früh vor dem Problem seinen Arbeitskräftemangel abzudecken. Im Alten Reich (ca. 2707 - 2216 v. Chr.) geschah dies vornehmlich durch groß angelegte Razzien in Nubien, im Mittleren Reich (ca. 2010 - 1793 v. Chr.) treten dann Vorderasiaten, ägyptisch jwntj und sttjw und im Neuen Reich (1550 - 1070 v. Chr.) die h?rw (= Horitter), an Stelle der Nubier. Die Vorderasiaten werden bevorzugt in bestimmten Berufen eingesetzt wie Landarbeiter, Maurer, Weberinnen, Winzer, Hirten und Soldaten. Hirten stammten oft aus dem Libyschen Stamm der Meschwesch (Msws). Die ins Heer übernommenen Soldaten wurden auf Lehnsgütern angesiedelt, so dass die Nachfrage nach ausländischen Arbeitnehmern stagnierte. Zeitweise wird ein ausgeprägter Sklavenhandel mit Mädchen und Jungen vermutet. Die Männer erhielten neue Namen, die in der Ramessidenzeit mit dem Königsnamen gebildet wurden, was ihre Assimilation beschleunigte. Im Neuen Reich beginnt ein Festhalten der Fremdarbeiter an ihren ethnischen und kulturellen Eigenheiten, was schließlich zum Eindringen vorderasiatischer Termini in die ägyptische Schriftsprache und zum Hervorheben ihrer ausländischen Geburtsorte führt. So stieg unter Ramses II. ein Vorderasiat mit dem Namen Ben Azan (Bin-'isina), der aus Baschan (Ziribasani) in Nordtransjordanien kam, bis zum Truchsess auf.

Seit der Hyksoszeit wächst eine national-ägyptische Gegenbewegung heran, die sich gegen die Überfremdung wehrt. Sie tritt massiv am Ende der 19. Dynastie auf und versucht die Fremdlinge speziell im Heer zu verdrängen.
Neben diesen Kontakten zu Fremden hatten die Ägypter reichlich Scherereien mit den Nomaden, sprachlich seit dem Alten Reich als hrjw-s` (Sandleute), seit dem Mittlerem Reich nmjw-s` (Sandwanderer) und htjw-t (Landläufer) benannt. Bei den jwntjw (Pfeilerleute; das setzen von Steinpfeilern diente als Wegmarkierung) scheint es sich nicht um ein generisches Wort für Nomaden sondern um eine Stammesbezeichnung zu handeln.

Die ägyptischen Könige müssen wiederholt gegen die Nomaden einschreiten. Amenemhet I. erbaut gegen sie die Grenzbefestigung der Fürstenmauer. Im Neuen Reich gehen die Nomaden eine Symbiose mit der Bevölkerung des Ostdeltas ein und werden als Sklaven in gehobenen Stellungen, als Händler, Söldner (ähnlich den libyschen Meschwesch und den nubischen Medjai) in das soziale Gefüge integriert. Die Ägypter nehmen auch Kriegsgefangene in ihr Heer auf, ohne den ethnischen Verband auseinander zu reißen. Ebenso werden Militärkolonnen gegründet. Die Kleidung der Nomaden ist durch einen Zottelschurz und ein Haarband gekennzeichnet. In Jahren des Hungers dürfen sie unter ägyptischer Kontrolle die Weiden des Ostdeltas benutzen. Durch ihr ständiges Umherwandern sind sie als Diebe, Wegelagerer und Spione Qadesch) nicht besonders beliebt.
Im Neuen Reich treten besonders die Schasu (s'sw) hervor, eine Stammesgruppe die zuerst bei Ahmose erwähnt wird. In der ägyptischen Ortsnamenliste von Soleb ist ein Ort Jhw im Lande der Schasu, vielleicht eine Form von Beith Yahweh, eine Stadt, deren Tempel Yahweh gewidmet ist. Sethos I. kämpft gegen die Schasu, als erste Etappe seines Palästinafeldzuges, zwischen Sile und Gasa.
Der Großteil der Urkunden über die Schass kommt aus der Zeit Ramses II., zuerst in den Berichten von der Schlacht bei Qadesch, wo sie zu­sammen mit den Sesshaften die Stadt verteidigen, dann wurden zahlreiche Urkunden im Nildelta (insbesondere bei Tanis) gefunden, die von den Bemühungen Ramses II. die Schasu zu vertreiben, berichten. Weiter werden sie in der Gegend von Meggido, im Lande Seir, im Norden Palästinas und Syriens, und als aus Edom kommende Hirten erwähnt. Ihre Kleidung bestand aus kurzen Röcken mit Quasten am Rocksaum (in der Bibel bei Num. 15,38 und Dt. 22,12 erwähnt). Mit der Zeit Ramses III. enden die eigentlich historischen Denkmäler der Schasu.


 

 


 

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