Das Phänomen Stalking hat viele Gesichter und Facetten dessen sich Betroffene oft gar nicht bewusst sind. Bereits mehrfaches Nachstellen ohne direkte Kontaktaufnahme fällt in die Sparte Stalking. Leider bleibt es häufig nicht beim heimlichen Beobachten, sondern äußert sich in wirklich strafbaren Handlungen wie Nötigung, Körperverletzung oder gar psychischer Gewalt. Penetrantes Belästigen und Terrorisieren kann sogar soweit führen, dass Betroffene sich komplett aus der realen Welt zurückziehen und sich verstecken. Und genau das gilt es zu verhindern.
Stalking im Alltag
Verfolgung, Belästigung und Terrorisierung von Mitmenschen
Was viele Menschen nicht wissen, Stalking ist eine unkontrollierte Art von Liebe, teilweise auch Wut oder gar Hass, die sich später zu einer Besessenheit entwickelt. Viele Stalker erkennen irgendwann die Grenzen zwischen „Gefühle zeigen“ und einer Straftat nicht mehr, erkennen auch fremde Gefühle nicht und merken nicht, dass ihre Taten nicht gut ankommen. So kann ein ehemaliger Partner, ein Arbeitskollege, ein flüchtiger Bekannter oder auch ein komplett Fremder zum Opfer werden. Sind diese Rollen verteilt, so beginnt nicht selten monatelanger Psychoterror. Aus Monaten werden Jahre, Betroffene lernen damit zu leben, verändern sich und lassen niemanden mehr an sich heran.
Woran erkennt man Stalking?
Werde ich gestalkt oder fühlt es sich einfach nur komisch an? Vielen Betroffenen fällt es schwer zu beurteilen, ob es sich um Stalking handelt oder der Gegenüber einfach nur „nett“ sein möchte. So taucht zu Beginn häufig ein unangenehmes Gefühl auf, wenn der Stalker so gar nicht auf ein „Nein“ oder auf eine Absage zu reagieren scheint. Klar ist, dass vorübergehender Liebeskummer oder ein Streit noch kein Stalking sind. Halten Verfolgungen, Beobachtungen oder Nachstellungen jedoch längere Zeit an, so spricht man von Stalking.
Einige Beispiele für Stalking:
Der Begriff „Stalking“ stammt aus der englischen Jägersprache und bedeutet so viel wie „anpirschen“ oder „anschleichen“. Inzwischen wird der Begriff sowohl im Englischen als auch in der deutschen Sprache als Umschreibung für eine fortgesetzte Verfolgung, Belästigung oder Bedrohung einer anderen Person verwendet. Eine allgemeingültige Definition des Stalking gibt es allerdings nicht und seine Erscheinungsformen sind vielfältig.
- Zahlreiche telefonische Anrufe zu merkwürdigen Zeiten auf der Arbeit oder in privatem Umfeld. Und das obwohl man bereits mehrmals darauf hingewiesen hat, dass keine weiteren Anrufe gewünscht sind
- Nachrichten mit Anspielungen oder gar Drohungen auf dem Anrufbeantworter
- Ständige Beleidigungen oder Verleumdungen
- Häufige, zufällige Treffen in der Öffentlichkeit „zufällig über den Weg gelaufen…“, bewusstes Warten auf die gestalkte Person
- Geschenke und Liebesbriefe, welche sich nach und nach in Beleidigungen oder Drohungen verwandeln
- Sachbeschädigung am eigenen Eigentum
- Cyberstalking durch ständige Mails
Stalking ist ein dynamischer Prozess, der sich entsprechend dem Verhalten von Opfer und Täter entwickelt. Ab und an eskalieren solche Fälle abrupt und plötzlich, es kommt zu schweren Körperverletzungen oder Tötungsdelikten. Leider wenden sich – überwiegend Frauen – nur selten an die Polizei, wenn sie merken es wird ein wenig zu viel. Immerhin handelt es sich vielleicht um einen ehemaligen Partner, der einem mal etwas bedeutet hat. Vielleicht wünschen Sie sich aber auch nur, dass es einfach endlich aufhört? Dann sind gute Fachberatungsstellen wie diese eine erste Anlaufstelle.
Wer stalkt?
Die Mehrheit aller gestalkten Personen kennen ihren Täter, denn nicht selten handelt es sich um Ex-Partner, einen unglücklich verliebten Arbeitskollegen oder jemanden aus der Nachbarschaft. Seltener vermerkt sind Fälle, in denen sich beide Personen völlig fremd sind. In Amerika, England, Kanada, Australien und Belgien gehört das Stalking in das Genre „Straftat“. Immerhin handelt der Stalker – seltener auch die Stalkerin – vorsätzlich, mit böswilliger Absicht und wiederholt. Bei der betroffenen Person erzeugt dieses Verhalten sichtbar und nachweislich Angst, sie fürchtet um das eigene Leben und um das ihrer Mitmenschen. Aus diesem Grund wird in vielen Ländern bereits früh gegen Stalker vorgegangen, während hierzulande noch ein paar Hürden dazwischenstehen. Sie sehen also, nicht nur Stars und Sternchen sind vom Stalking betroffen, auch völlig normale Personen erleben derartige Vorfälle. Sogar rund 12 Prozent aller Deutschen werden im Laufe ihres Lebens mindestens einmal gestalkt. Die Täter in der Regel männlich, sogar rund 85% aller Fälle. In nur rund 9% aller Fälle handelt es sich um unbekannte Stalker und um die große Frage nach dem „Warum ich“? Immerhin Letzteres kann bei den meisten Stalkingfällen aufgeklärt werden, die Motive ähneln sich meist.
Macht und Kontrolle
Fakt ist, dass Stalking nichts mit Liebe zu tun hat. Vielmehr geht es um die Ausübung von Macht oder Kontrolle, weswegen häufig Narzissten oder Menschen mit ähnlichen Persönlichkeitsstörungen zum Stalker werden. Für sie gibt es oft nichts Schlimmeres, als die Kontrolle über jemanden zu verlieren. Eine unerwartete – für den Narzissten oft wirklich unerwartet und völlig unverständlich – Trennung führt zu etwaigem Verhalten. Natürlich kann es sich auch lediglich um fehlende Aufmerksamkeit handelt, wie gesagt, Stalking hat viele Gesichter. Wichtig ist, sich zu trauen, dem bösen Spiel ein Ende zu bereiten. Oft genügt schon ein kurzer Schuss vor den Bug, um den Stalker in die Schranken zu weisen. Dabei muss es nicht zu langen Strafverfahren oder Anzeigen kommen, in vielen Fällen genügt es bereits, Stellung zu beziehen und dabei Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen.
Wie vor Stalking schützen?
Opfer können sich vor Stalking schützen und müssen nicht länger die Opferrolle einnehmen. Wer keinen Kontakt zu einer Person wünscht, der muss dies unmissverständlich ausdrücken. Oft verstehen Betroffene das Verhalten des Stalkers nicht, können sich viele Handlungen nicht erklären und fragen sich: „Warum ausgerechnet Ich“? In nicht wenigen Fällen geht die Grübelei sogar soweit, dass Betroffene denken, sie selbst würden etwas falsch machen.
Ist Ihnen auch schon einmal eine der folgenden Sätze in den Sinn gekommen?
- „Es muss ja einen Grund geben, warum er ausgerechnet mich so behandelt!“
- „Ich hab ja selbst schuld, hätte ich damals nicht so freundlich geantwortet.“
- „Wahrscheinlich habe ich ihm zu viele Hoffnungen gemacht.“
- „Das ist die Strafe für meine Fehler, jetzt muss ich damit Leben.“
- „Ich sollte mich nicht so anziehen, vielleicht liegt es an meinem Aussehen?“
- „Irgendwie tut er mir leid, er meint das vielleicht gar nicht so, nur ich fasse es falsch auf?“
Natürlich ist man versucht, eine vernünftige Erklärung zu finden, weswegen man selbst eben zum Opfer eines Stalkers wird. Doch Vernunft und Stalking passen in keiner Weise zueinander. Im Gegenteil. Stalker denken ab einem gewissen Punkt nicht mehr über ihr Handeln nach und schon gar nicht über IHRE Gefühle oder Gedanken. Es geht ihnen meist um sich selbst, um unbefriedigte Gefühle, um Kontrolle, Macht und Aufmerksamkeit.
Und: Sie haben rein gar nichts verkehrt gemacht! Sämtliche Handlungen Ihnen gegenüber, die Sie definitiv nicht möchten, sind nicht Ihrem Konto zuzuschreiben.
Trotzdem sollten Sie sich ab sofort als „Opfer“ richtig verhalten und die richtigen Schutzmaßnahmen einleiten.
Regeln für den Umgang mit Stalkern
Regel Nummer 1 – Kommunikation
Stalker wollen in der Regel nur eines: Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeit und Aufmerksamkeit. Je mehr Sie auf seine Spielchen reagieren, Angst zeigen, sich verstecken, gar mit ihm diskutieren, auf seine Versuche immer wieder reagieren, umso weiter werden die Stalkingattacken führen. Wenn Sie es also nicht schon einmal, oder gar mehrmals, getan haben, sagen Sie dem Stalker klar und unmissverständlich „Ich wünsche keinen weiteren Kontakt mit Dir. Bitte schreibe mir nicht, rufe mich nicht an und such mich nicht auf! Ich möchte das nicht und fühle mich belästigt!“ Sollte Ihnen dafür der Mut fehlen, so können Sie diese Sätze auch von einem Dritten überbringen lassen oder zusätzlich schriftlich mitteilen. Jede weitere Reaktion seinerseits wird ab sofort ignoriert.
Regel Nummer 2 – Öffentlichkeit
Die Öffentlichkeit schützt, denn was Stalker nicht möchten, ist aufzufliegen oder gar für ihre Taten belangt werden. So sollte man direkt Nachbarn, Freunde und Arbeitskollegen einweihen und von den Stalkingattacken berichten. Möglicherweise hilft es auch, ein Bild vom Stalker herumzureichen. So gibt es nichts Unangenehmeres für den Stalker, wenn er von Ihrer Nachbarin auf die Belästigungen angesprochen wird. Öffentlichkeit schützt!
Regel Nummer 3 – Dokumentation und Beweise
Nicht immer geben sich Stalker mit einem klaren „Nein“ ab, vielen ist es auch egal, wenn er selbst im Gespräch ist. So kann es mitunter natürlich vorkommen, dass der Fall vor Gericht geht. Dokumentieren Sie deshalb möglichst alles genau, was mit dem Stalking zu tun hat. Heben Sie E-Mails, Nachrichten und Geschenke auf und sammeln Sie alles. Notieren Sie Datum, Uhrzeit und andere Auffälligkeiten genau. Vielleicht konnte schon eine Freundin einen Anruf mithören.
Regel Nummer 4 – Telefonterror verhindern
Sehr häufig kommt es auch zu ständigen Telefonanrufen. Hier kann eine zweite Telefonleitung hilfreich sein, die künftig für Freunde und Verwandte erreichbar ist. Die alte stellen Sie auf stumm und am besten in die Ecke. So bekommen Sie selbst vom Telefonterror nichts mit und der Stalker wird nicht stutzig.
Regel Nummer 5 – die Polizei
Auch wenn Sie noch nicht viele Beweise vorliegen haben und auch, wenn Sie einfach nur Angst haben, gehen Sie zur Polizei und bestehen Sie auf eine Anzeige. Damit ist der Stalker registriert und gemeldet, kommt es zu weiteren Anzeigen, so kann das bei Gericht sehr hilfreich sein. Auch haben Sie die Möglichkeit einer einstweiligen Verfügung. Mit dieser darf sich der Stalker Ihnen nicht nähern. Tut er es dennoch, so kann die Polizei bereits früh eingreifen. Seien Sie auf jeden Fall auf dem Rechtsweg konsequent, auch wenn Sie gebeten werden, die Anzeige fallen zu lassen. Werden Sie im Auto von Ihrem Stalker verfolgt, so fahren Sie direkt zur Polizei.
Regel Nummer 6 – Zeugen
Einige Stalker machen sogar vor den eigenen vier Wänden keinen Halt, stehen ständig vor der Tür. Kümmern Sie sich um Zeugen, bestenfalls die Nachbarn.
Regel Nummer 7 – keine Pakete oder Geschenke des Stalkers annehmen
Nehmen Sie Pakete oder Geschenke, die Sie selbst nicht bestellt haben, nicht an. So gehen die Lieferungen stets an den Empfänger zurück und der Stalker merkt, über diesem Weg keinen Zugriff mehr zu haben.
Regel Nummer 8 – Schützen Sie Ihr Leben!
Leider kann kein Gericht dieser Welt einen Stalker für immer wegsperren und leider helfen auch Therapien oder Maßnahmen nicht immer, damit der Stalker nach seinem Gefängnisaufenthalt Ruhe gibt. Handelt es sich also um großen Psychoterror und um immer wiederkehrendes Stalking, so könnten Sie an einen Neuanfang denken. Das soll keineswegs ein „Weglaufen“ oder „Unterkriegen“ darstellen, sondern dient in gewisser Weise einem Schutz. Lassen Sie die neue Meldeadresse vor Auskünften schützen, vielleicht wechseln Sie auch Ihren Arbeitgeber. Wichtig ist, dass der Stalker sein Interesse an Ihnen verliert. Im besten Fall wird es ihm irgendwann zu heikel, die vielen Anzeigen bei der Polizei, die vielen Mitwissen und dann auch noch die Unerreichbarkeit durch Telefon und Zusteller. Sehen Sie das große Ganze und versuchen Sie, sich in die kranke Welt eines Stalkers einzufühlen. Wird es ihm langweilig, lässt er auch Sie in Ruhe.
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Bei gesundheitlichen Anliegen konsultieren Sie einen Arzt. Nur eine individuelle Untersuchung kann zu einer Diagnose und Therapieentscheidung führen.
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